Seit über zwanzig Jahren beherbergt die Werkstatt im Comenius-Garten die Wunderforschung. Initiiert wurde sie von Katja Bödeker und Dirk Wintergrün vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Kooperation mit dem Comenius-Garten.
In diesem fortlaufenden Projekt untersuchen wissenschaftshistorisch qualifizierte Erwachsene mit Kindern die großen Fragen der Menschheit. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begegnen den Ideen der Kinder, die ebenso klug und manchmal ebenso schwer verständlich sind wie die Schriften der klügsten Köpfe der Menschheit. Nicht selten erhalten sie dadurch Anregungen für ihre eigene akademische Arbeit. Die Kinder machen die Erfahrung, dass ihre Gedankengänge unabhängig vom aktuellen Stand des Wissens ernstgenommen werden und können so ihre intellektuelle Freiheit entfalten.
Grundlage der gemeinsamen Forschung ist die Idee, dass Wissen hergestellt wird und im günstigen Fall zur Verbesserung und zur Lösung von Problemen des Lebens aller beiträgt.
Die Wunderforschung war in zahlreichen Schulen und Kindertagesstätten sowie mit einer Aktionsausstellung 2007 im Naturkundemuseum Berlin zu Gast. Aktuell besteht eine rege Kooperation mit der benachbarten Richard-Grundschule. Unter der Woche findet mit Kindern der Schule nachmittags täglich Forschung statt. Derzeit nutzen zudem ein Dutzend Kitas den Comenius-Garte regelmäßig vormittags für ihre Exkursionen. Einige von ihnen nehmen auch an der Wunderforschung teil.
In der Vergangenheit wurden die Themen Nichts, Weltbilder, Wunder, Himmel, Licht, Zeit und Raum jeweils mehrjährig erforscht. Momentan widmet das Forschungsthema sich Spuren.
Nichts
Die Forschung der Werkstatt des Wissens begann 2003 mit dem Thema Nichts. Ein leerer Raum füllte sich nach und nach mit allem, was Aufschluss über das gibt, was nicht da ist: Leere, Tod, Null, Pause, Nein ...
Weltbilder
Die Erforschung von Kindern und Wissenschaftshistoriker*innen der Weltbilder wurde 2005 in der Einstein-Ausstellung des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte im Kronprinzenpalais Berlin gezeigt.
Wunder
Die Wunderforschung fand 2007 im Comenius-Garten und 2008 im Rahmen einer Aktionsausstellung im Naturkundemuseum Berlin statt. Erforscht wurden unter anderem Wunder und Erkenntnis, Wunder in der Natur, Wunder und Kunst, Wunderliche Orte, Wunder im Leben sowie Wunder und Glaube.
Himmel
Der physische und metaphysische Himmel war zwischen 2010 und 2013 das Forschungsthema. Dabei wurden Plastiktüten zum Himmel geschickt, der Aufstieg ins Paradies erprobt und sämtliche Sphären genau untersucht.
Licht
Im Forschungsprojekt zum Licht (2013-2017) wurden zahlreiche Geistesblitze und Flammen entzündet, mit Farben experimentiert, Nachbilder untersucht und Sehstrahlen entdeckt.
Zeit
Nach intensiver Auseinandersetzung mit Uhren und Zeitmessung, zeigte sich in der Forschung oftmals, dass Zeit sich in organischer Entwicklung, im Wachstum, Werden und Vergehen offenbart. Was nicht heißt, dass es nicht auch Ewiges geben kann. Die Zeitforschung fand von 2016 bis 2021 statt. Es war 2020 eine wissenschaftshistorische Konferenz zum Thema geplant, die in pandemischen Zeiten nicht stattfinden konnte.
Raum
Was macht einen Raum aus? Muss er geschlossen sein – oder bewohnt? Wir haben uns mit allen Sinnen ins „Labyrinth der Welt“ (Comenius) begeben, mit oder ohne Karten, auf bekannten oder neuen Wegen. Von 2021 bis 2024 wurde das Thema Raum ergründet.
Spuren
Die aktuelle Forschung widmet sich Spuren. Dabei steht zu entdecken, welche Reste und Zeichen aus der nahen wie fernen Vergangenheit bleiben und wie diese zu lesen sind. Wenn sich aus Übriggebliebenem Schlüsse ziehen lassen, helfen diese möglicherweise Prognosen über die Zukunft zu erstellen.
Gleichzeitig ist die Spur eine Art Abstraktion. Sie thematisiert das Verhältnis von Anwesenheit und Abwesenheit, von Existenz und Verweis, von Empirie und Fantasie. Seit Ende 2024 folgen wir den Fährten und Zeichen.