Comenius entwickelt im 17. Jahrhundert, mitten im Dreißigjährigen Krieg die Idee, dass der Mensch ein „Garten der Freude“ werden kann. Sein Welt- und Menschenbild zu vermitteln ist Aufgabe des Seminars, des Pflanzgartens im Comenius-Garten.

Hier wird die öffentlich zugängliche Grünfläche und kulturelle Begegnungsstätte mit ihren 7000 Quadratmetern verwaltet, Verbesserungen werden angeregt und die wissenschaftshistorische Arbeit entwickelt wie koordiniert.

Von seiner Gründung 1992 bis 2024 stand der Garten unter der Trägerschaft des Förderkreises Böhmisches Dorf in Berlin-Neukölln e.V. Am 1. September 2024 soll er zu einer Stiftung umgewandelt werden. Unverändert wird er auch dann öffentliche Förderung durch die Senatsverwaltung für Verkehr, Umwelt, Mobilität und Klima für seine pädagogische, soziale und ökologische Arbeit erhalten.

Die Gestaltung des Comenius-Gartens ist an einem Lebensweg orientiert, der von der Schule des vorgeburtlichen Werdens bis zur Schule des Todes durch acht Schulbereiche führt. Nur drei davon – Gemeine Schule, Lateinschule und Akademie – befinden sich innerhalb des eingezäunten Bereichs. Inhaltlich ist also auch das Böhmische Dorf in die Konzeption einbezogen.

Im Seminargebäude im Comenius-Garten können Sie Auskünfte einholen und aktuelle Publikationen erhalten.

Auskunft

Johann Amos Komensky, oder lateinisch: Comenius, lebte von 1592-1670. Er war ein böhmischer Universalgelehrter, letzter Bischof der Böhmischen Bruderunität und Pädagoge. Im Zuge der Katholisierung Böhmens musste er sein Land verlassen und war daraufhin in verschiedenen europäischen Ländern tätig. Sein Anliegen bestand in der gewaltlosen Selbstbestimmung der Menschen, ohne Fürst oder Obrigkeit mit dem Ziel der „Allgemeinen Verbesserung aller menschlichen Angelegenheiten“, wie sein Hauptwerk heißt. Besonders wichtig für dieses Vorhaben waren Comenius die Kinder, die noch kaum schlechte Angewohnheiten angenommen haben und mit liebevoller Fürsorge durch die Erwachsenen maßgeblich zur Verbesserung beitragen können. In seinem wichtigsten Vergleich, der sich durch viele Werke zieht, wird die Welt als Garten betrachtet, der gepflegt gehört, um ein friedliches Zusammenleben aller zu ermöglichen.

Hundert Jahre nach Auflösung der Böhmischen Brüder flüchteten zuvor versteckt in Böhmen lebende Einwanderer nach Berlin. 1737 wurden sie durch den König Friedrich Wilhelm I im Böhmischen Dorf angesiedelt. Noch heute leben hier Nachfahren in mittlerweile 11. Generation und in Spuren hat sich Comenius’ Denken hier erhalten.

Durch einen Obstgarten mit artenreicher Langgras-Kräuterwiese soll im Comenius-Garten erlebbar werden, wie sich Comenius’ Welt- und Menschenbild in die Wirklichkeit übertragen lässt.

Der Comenius-Garten wird von Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen genutzt. In der Regel ist der Garten täglich auch für den allgemeinen Besuch geöffnet und mithilfe eines kleinen Geheimnisses zugänglich: ein Summerknopf ermöglicht den Eintritt.

Rundgänge können telefonisch oder per Email individuell vereinbart werden.

Texte

Bücher

Henning Vierck (Hg.), Der Comenius-Garten. Eine Leseprobe aus dem Buch der Natur, Berlin 1992: Edition Hentrich

Jürgen Renn, Henning Vierck, Künstler, Wissenschaftler, Kinder und das Nichts. Ein Werkstattbericht, Berlin 2004

Katja Bödeker, Carmen Hammer (Hg.), Wunderforschung, Berlin 2010: Nikolai

Brisca Hohenwald, Neele Illner, Jürgen Renn (Hg.), In anderen Zeiten. In other Times, Berlin 2022: Frank und Timme

Hefte

Forschungshefte der Werkstatt des Wissens

1) Claudia Terstappen (Hg.), Wunderforschung, 2008
2) Hilla Stute, Henning Vierck (Hg.), Alt und Neu, 2009
3) Henning Vierck, Die Himmelsreise, 2012
4) Henning Vierck, Die Lernwerkstatt, 2013
5) Neele Illner, Das Informatorium, 2017
6) Neele Illner, Zur Didaktik, 2018
7) Neele Illner, Carla Lohmann-Malegiannakis, Die Nacht, 2024

Historie

1987 Beginn der Planung eines Comenius-Gartens auf dem Brachgrundstück in der Richardstr. 35, wo ehemals die Mietskaserne „Richardsburg“ stand, unmittelbar gegenüber vom Böhmischen Dorf, durch die Landschaftsarchitektin Cornelia Müller und den Wissenschaftshistoriker Henning Vierck

1992 Gründung des Comenius-Gartens, Enthüllung des Denkmals, einer Schenkung der Tschechoslowakischen Republik unter Anwesenheit von Parlamentspräsident Alexander Dubček.

1995 Anlage des Comenius-Gartens mit Mitteln der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und der Lotto-Stiftung

2003 Die Werkstatt des Wissens, eine Kooperation zwischen dem Comenius-Garten und dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin, beginnt die Forschung mit Kindern zu Themen wie dem Nichts, Wundern oder Weltbildern.

2007 Wunderforschung, Ausstellung im Naturkundemuseum Berlin

2014–2017 Sanierung der Werkstatt im Comenius-Garten

2018 Auszeichnung Henning Viercks als Europäischer Stadtbürger

2025 Gründung der Stiftung Comenius-Garten